Baseball ist eine der größten Sportarten der Welt. In mehr als 100 Ländern wird dieser Sport ausgeübt. Insbesondere in Amerika, Asien und Australien/Ozeanien findet Baseball gehörig Anklang und wird somit, entgegen dem Irrglauben vieler Deutscher, nicht nur in den USA betrieben.
Out. Auch der nächste Batter scheidet diese Runde vorzeitig aus. Der Pitcher hat einen grandiosen Tag erwischt. Er wirft seinem Catcher einen letzten Blick zu, bevor der letzte Offensivspieler die Strike Zone betritt. Der Batter klopft mit seinem Schläger zweimal auf den Boden, dann schaut er dem Pitcher in die Augen. Er beobachtet die Handbewegung des Pitchers ganz genau. Holt aus und: Helm weg. Schläger weg. Home Run!
Baseball wird von zwei Teams mit je neun Spielern gespielt. Diese Teams befinden sich abwechselnd in der Offensive (Offense) und in der Defensive (Defense). Die Mannschaft, die sich in der Offensive befindet, hat Schlagrecht und kann Punkte (Runs) erzielen. Dabei müssen die Spieler einen von der Defensive geworfenen Ball schlagen und anschließend schnellst möglich gegen den Uhrzeigersinn den nächsten sicheren Standpunkt (Base) erreichen. Die Defensive versucht dies zu verhindern und den Ball so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Gelingt das der Defensive bevor sich ein Offensivspieler an einer Base befindet, so scheidet dieser aus (out). Trifft ein Spieler, der gerade am Schlag ist (Batter) den geworfenen Ball des Pitchers (Werfer) nicht, so kann er ebenfalls aus dem Spiel genommen werden (out). Der Batter steht dabei in einer Zone (Strike Zone), durch die der Pitcher den Ball werfen muss. Der Catcher steht direkt hinter dem Batter und versucht den Ball des Pitchers zu fangen. Ein Punkt (Run) wird erzielt, wenn ein Offensivspieler alle drei Bases passiert und seinen Ausgangspunkt (Home Plate) wieder erreicht hat. Ein Home Run wird erzielt, sobald ein Spieler mit einem Schlag alle Bases abläuft und die Home Plate erreicht. Sobald drei Offensivspieler ausgeschieden sind, wechseln die beiden Teams. Ein Durchgang wird als Inning bezeichnet. Das Spiel endet nach neun Innings. Ziel des Spiels ist es mehr Punkte (Runs) als der Gegner zu erzielen. Bei Gleichstand werden so viele Extra Innings angehängt, bis ein Sieger feststeht.
Amerikaner rufen Baseballspiel in Deutschland ins Leben
Die Entwicklung des Baseballs in Deutschland begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die amerikanische Besatzungsmacht in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Bremen wurden neben den traditionell verankerten Sportarten vereinzelt amerikanische Spiele eingeführt. Die deutschen Jugendlichen ließen sich von der amerikanischen Begeisterung für diesen Sport anstecken. 1947 gab es die erste durch die Amerikaner ins Leben gerufene Baseball-Liga in Deutschland. In dieser Liga traten die Kompaniemannschaften der US-Streitkräfte gegeneinander an. Die Begeisterung für den amerikanischen Nationalsport stieg in der deutschen Bevölkerung stark an, insbesondere auch deswegen, weil die Jugendlichen den Sport als Zuschauer und als Teilnehmer kennen lernten. Im Jahr 1948 gab es bereits 140 deutsche Jugend-Mannschaften in der amerikanischen Besatzungszone, deren Spielbetrieb von den Amerikanern organisiert wurde. Im selben Jahr starb Babe Ruth, ein Baseballspieler deutscher Herkunft, der als einer der bedeutendsten in der Geschichte dieses Sports gilt. Er war einer der ersten fünf Spieler, die in die Baseball Hall of Fame gewählt wurden. Die Frankfurter Juniors gründeten sich 1949 und waren das erste Baseballteam in Deutschland. Nach und nach entstanden weitere Spielgruppen und Mannschaften, die bald mit oder ohne Amerikaner ihre eigenen Ligen gründeten. Daraufhin gründete sich in den 1950er Jahren die Amateur Baseball Föderation in Deutschland (ABFD), die 1980 in den Deutschen Baseball Verband (DBV) umbenannt wurde. Es entwickelte sich ein reges Spielprogramm mit deutschen Meisterschaften, Teilnahmen an Welt-und Europameisterschaften sowie Europapokalturnieren für Vereinsmeisterschaften. Vom Ende der 1950er bis Ende der 1960er Jahre spricht man von einer „Hoch“-Zeit des Baseballs in Deutschland. Belegen lässt sich dies durch den Gewinn des Vizeeuropameistertitel 1957 und die Austragung der Europameisterschaften 1957 in Mannheim und 1969 in Wiesbaden. Jedoch wurde es versäumt, eine entsprechende Struktur aufzubauen. Insbesondere die Nachwuchsarbeit wurde vernachlässigt, wodurch die Sportart in den 70er Jahren fast vollständig von der Sportbildfläche verschwand. Erst in den 80er Jahren kam es zu einer „Wiedergeburt“. Viele Jugendliche wendeten sich von herkömmlichen Sportangeboten ab. Durch Austauschprogramme in den Schulen und an den Universitäten mit den USA wurde die Sportart Interessierten wieder näher gebracht. Als Folge davon berichteten die Medien wieder mehr über Baseball. Nach und nach fand die Sportart wieder Anklang in Deutschland. 1984 wurde in der Bundesliga erstmals eine Saison mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Ende der 80er Jahre bemühte sich der DBV um eine Aufnahme in den Deutschen Sportbund. Nach zwei Jahren war der Antrag erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt hatte der DBV etwa 6.000 Mitglieder. 1998 waren es bereits über 25.000. Nach der Jahrtausendwende kam es zu einer Stagnation, das deutsche Baseball schaffte es nicht, sich in der Weltspitze zu etablieren. 2004 und 2007 erreichte Deutschland bei der EM jeweils den vierten Platz. Bei der Heim-EM 2010 konnte immerhin der dritte Platz erzielt werden.
Baseballspiel in Deutschland ohne Zukunft?
„Ich denke, dass Baseball in Deutschland wieder im Kommen ist. Zu den Spielen kommen immer mehr Zuschauer“, meint Leonardo Geradi, Spieler der Stuttgarter Reds. Andere bezweifeln jedoch die Entwicklung des Baseballs in Deutschland in der Zukunft. „Baseball
ist nicht beständig wie die anderen europäischen Sportarten. Deshalb wird sich Baseball hier weniger entwickeln. Ich denke, dass vor allem Japan stark im Kommen ist und sich weiterentwickeln wird“, meint Wolfgang Zieker, ehemaliger Baseballspieler und Trainer. Im Vergleich zu Amerika hat der deutsche Baseballsport nur einen geringen Stellenwert in der Gesellschaft. Gerade europäische Sportarten wie Fußball, Formel 1 und Tennis erzeugen eine riesige Begeisterung. Die Medienpräsenz des Baseballs ist aufgrund der großen Begeisterung für andere Sportarten sehr gering. In den USA ist das Baseballspiel die Nationalsportart und steht sowohl bei den Medien als auch bei der Bevölkerung hoch im Kurs. Dies ist auch auf die Mentalität der US-Amerikaner zurückzuführen. Anders als in Deutschland ist es nämlich Tradition mit der Familie und Freunden ein Barbecue zu veranstalten und danach gemeinsam zum Spiel zu gehen. Der Sport ist für die meisten US-Amerikaner eine Art Event, die man mit Freunden und Familie genießt. Der DBV muss in Zukunft vor allem dafür sorgen, dass die Spielidee und der Spielverlauf des Baseballs besser und vermehrt an einen größeren Interessentenkreis herangetragen werden. Zudem muss das Image des Baseballs bei der deutschen Be
völkerung verbessert werden.
Philip Bochinger
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