Wenn 2025 bei den FISU World University Games (WUG) in der Rhein-Ruhr-Region zehntausende Studierende um Medaillen kämpfen, sind es auch Studierende, die die Wettkämpfe medial begleiten. Beim FISU Young Reporters Programme (YRP) bekommen angehende Sportjournalisten die Chance, hinter die Kulissen zu schauen und praktische Erfahrungen auf höchstem Niveau zu sammeln. Doch was macht dieses Programm so einzigartig?
Gäbe es einen Cheatcode für Journalismus-Studierende, hieße er wohl Young Reporters Programme. Dieses seit 2011 existierende Konzept bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, über das weltweit zweitgrößte Multisportevent zu berichten. Im Juli 2025 werden in Deutschland rund 10.000 Athleten und Offizielle erwartet, die sich in 18 Sportarten messen werden. Die Berichterstattung über die sportlichen Wettkämpfe sowie über das Geschehen abseits der Sportstätten gehören zu den Aufgaben der Young Reporter. „Es bietet eine Challenge bei einem der größten Sportevents der Welt, das ist eine Megachance für jeden jungen angehenden Journalisten“, sagt Max Länge, der Teilnehmer des YRP 2015 in Gwangju (Südkorea) war. Dies kann ein Karrieresprungbrett sein für jeden, der den Traum des Journalistenberufs verfolgt.
Zwölf in einem Bewerbungsverfahren ausgewählte internationale Young Reporter arbeiten mit einer nationalen Gruppe aus dem Ausrichterland zusammen. Die Teilnehmer erleben einen Mix aus Lerninhalten durch Seminare und Vorlesungen, aber auch Praxiserfahrungen als Mitglieder einer Redaktion. „Es ist ein strikter Tagesablauf, morgens die Seminare und mittags geht man raus in die Sportstätten und schreibt über das Event”, erklärt Nicole Torregrossa, Teilnehmerin des YRP 2011 in Shenzhen (China).
Professionelle Journalisten fungieren als Mentoren für die studentischen Reporter und führen diese in die Welt des Sportjournalismus ein. Egal ob Bogenschießen oder Tischtennis, die Studierenden begleiten auch ihnen fremde Sportarten und verlassen dadurch ihre Komfortzone. Die Reizüberflutung bei einem solch riesigen Event ist enorm. Viele Sportarten finden zur gleichen Zeit an vielen verschiedenen Orten statt, die jungen Journalisten müssen entschieden, was berichtenswert ist – und was nicht. Jeden Tag werden sie vor neue Herausforderungen gestellt, mit dem Ziel, auch mit Drucksituationen umgehen zu lernen. „Wir hatten vier bis fünf Deadlines pro Tag, da war es klar, dass wir nicht alles schaffen konnten. Man wurde an seine Grenze gebracht, aber gerade daraus konnte man viel lernen“, schildert Länge.
Aber nicht nur die Aufgabenstellung fordert die Teilnehmer, auch ihre sprachlichen Kompetenzen werden gefördert. Es müssen alle Artikel auf Englisch verfasst werden, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Auch im Kontakt mit den Athleten kann es zu Sprachbarrieren kommen, die das Kommunizieren erschweren. Aber gerade dieser direkte Zugang zu den Athleten ermöglicht es den angehenden Journalisten, Kontakte zu den Sportstars von morgen zu knüpfen. Das YRP bietet dabei eine völlig andere Art der Berichterstattung. Journalisten und Athleten begegnen sich auf Augenhöhe. Aufgrund des gleichen Alters entsteht ein deutlich lockerer Umgang im Vergleich zu Sportevents wie den Olympischen Spielen. Die Antworten der jungen Sportler sind nicht so glattgebügelt wie bei langjährigen Profisportlern, die ihr halbes Leben lang Medientraining bekommen haben. Genau diese lockere Atmosphäre macht die Geschichten, die daraus entstehen so vielfältig. Max Länge beschreibt den Umgang mit den studentischen Athleten als entspannt: „An einem Mittag konnte ich mit australischen Wasserballspielern sprechen, die standen dann im Bademantel vor mir und erzählten mir von ihren Erlebnissen. Das hat man auch nicht alle Tage.
Die Young Reporter schreiben aber nicht nur Geschichten, sondern sammeln auch Erfahrungen fürs Leben. So fand sich Länge während seines Aufenthalts in Südkorea in einer ungewöhnlichen Situation wieder. „Ich sollte beim Tischtennis einen Bericht schreiben. Die Sportstätte lag etwas außerhalb und als das Event vorbei war, fand ich mich irgendwo in Südkorea wieder und die Shuttlebusse fuhren nicht mehr. Man lernt dann zu improvisieren und sich in einem fremden Land irgendwie zurechtzufinden, es war eine sehr lustige Erfahrung damals.“
Zurück nach Deutschland: Für 2025 wird bereits am Konzept gearbeitet. „Wir wollen uns von Games zu Games weiterentwickeln und besser werden. Natürlich müssen wir auch mit der Zeit gehen, es hat sich viel verändert zu 2011, dem Start des Young Reporters Programmes“, erzählt Maksim Berdnikov, Manager Media Services und zuständig für das YRP im Organisationskomitee der FISU WUG 2025. Hierfür sollen in Rhein-Ruhr zwei neue Arbeitsfelder mit in das Programm aufgenommen werden: Zu den Reportern kommen dann Fotografen und Kommentatoren hinzu. Das Spektrum, das das YRP bedient, wächst damit weiter und ermöglicht mehr Praxiserfahrungen, die das Studium kaum bieten kann.
Das Young Reporters Programme bietet Studierenden die Chance, hinter die Kulissen zu schauen und erste Berufserfahrungen zu sammeln. Offenheit, Neugier und Eigeninitiative sind Eigenschaften, die jeder zukünftige Sportjournalist mitbringen sollte – beim YRP werden sie gefordert und gefördert. Die Teilnehmer erleben eine intensive Zeit mit steiler Lernkurve, Fehler zu machen ist Teil des Programms. So ist das YRP ein Karrieresprungbrett für angehende Sportjournalisten, das den Einstieg in die Berufswelt erleichtert. Max Länge fasst das YRP zusammen: „Das Young Reporters Programme war aufregend und intensiv, brutal und lehrreich, manchmal auch ein bisschen überwältigend. Aber es hat mich mit all seinen Herausforderungen zu einem besseren Journalisten gemacht.“