Harte Arbeit
Die duale Karriere wird eines der Schwerpunktthemen bei den World University Games 2025 sein. Lukas Vennekold hat dazu eigene Erfahrungen gemacht. Der 28-jährige Judoka aus München, 2019 selbst Teilnehmer bei der Sommeruniversiade im italienischen Neapel, blickt auf zahlreiche Erfolge bei Deutschen Meisterschaften, Europacups und European Opens zurück. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen und Herausforderungen und gibt Einblicke, wie eine Spitzensport-Karriere mit einem Studium in Einklang zu bringen ist.
Lukas, bevor wir uns über die Details Deiner dualen Karriere unterhalten – bitte stelle Dich kurz vor.
Natürlich, gerne. Ich bin Lukas Vennekold, 28 Jahre alt und ich habe Sportwissenschaft im Bachelor- und Masterstudium an der TU München studiert. Und ich bin Mitglied der Nationalmannschaft im Judo.
Wie lief Deine Teilnahme an der Sommeruniversiade 2019 in Neapel konkret ab?
Ich wurde von meinem Bundestrainer dafür nominiert. Die Nominierung erfolgte aufgrund meiner internationalen Erfolge, und ich war begeistert, an einem so großen Event teilzunehmen. Aufgrund finanzieller Einschränkungen gab es dort kein Athletendorf. Stattdessen waren wir auf Kreuzfahrtschiffen untergebracht. Obwohl es nicht so luxuriös war wie ein olympisches Dorf, war es dennoch eine einzigartige Erfahrung. Wir durften jedoch nicht zwischen den Schiffen wechseln, was schade war. Insgesamt war es aber eine großartige Zeit, trotz dieser kleineren Einschränkungen.
Jetzt wollen wir auf das Thema duale Karriere eingehen. Wie hast Du es geschafft, Studium und sportliche Karriere im Einklang zu halten?
Mein Sportstudium an der TU München war anspruchsvoll, aber ich hatte Glück, dass die Dozenten Verständnis für meine Leistungssportkarriere zeigten. Im Bachelor konnte ich Pflichtveranstaltungen flexibel gestalten. Da es zu Beginn herausfordernd war, habe ich das Studium gestreckt, um die Belastung zu reduzieren. Im Master war die Situation etwas komplexer, besonders mit den Herausforderungen der Coronapandemie. Dennoch habe ich gelernt, mich auf mein Ziel zu fokussieren und das Studium erfolgreich abzuschließen.
Wie bist Du mit dem Druck umgegangen?
Der Druck war besonders während meiner Zeit in der Sportfördergruppe der Bundeswehr hoch, da wir jährliche sportliche Erfolge liefern mussten. Ich habe gelernt, diesen Druck durch Coaching zu bewältigen. Ein persönlicher Coach half mir, meine Masterarbeit abzuschließen und die Herausforderungen meiner Karriere zu meistern. Diese Erfahrung hat mir viel Selbstreflexion und Integrität gebracht.
Welche Personen haben Dich besonders unterstützt oder geprägt?
Mein Coach hatte während des Masterstudiums einen großen Einfluss auf mich. Die Zusammenarbeit und die Verträge, die wir abgeschlossen haben, halfen mir, meine Ziele zu erreichen. Auch Basti Kaindl, dessen Gym Trainingsplanung sowie Coaching für verschiedene Sportarten anbietet und bei dem ich als Athletiktrainer gearbeitet habe, war inspirierend. Seine umfassende Expertise in der Sportwissenschaft hat mich beeindruckt.
Wie hat sich Deine sportliche Leistung durch diese Unterstützung entwickelt?
Der Coach trug wesentlich zur Verbesserung meiner Judo-Leistung bei. Es war eine transformative Zeit, in der ich sogar meine Gewichtsklasse gewechselt habe, was mir neuen Spaß am Sport brachte. Trotz einiger Rückschläge, wie einer Kreuzbandverletzung, konnte ich aufgrund meiner mentalen Stärke und des Coachings schnell wieder auf die Matte zurückkehren.
Angesichts der Verletzungen, die Du erwähnt hast: Es scheint wichtig zu sein, einen Backup-Plan für den Fall zu haben, dass die sportliche Karriere nicht fortgesetzt werden kann?
Definitiv. Viele Athleten absolvieren parallel zum Spitzensport eine Ausbildung. Das bietet eine gewisse Sicherheit für die Zeit nach der Sportkarriere. Ich persönlich finde es wichtig, neben dem Sport noch etwas zu tun, um den Druck zu mindern.
Inwieweit hat der Sport Dir Fähigkeiten vermittelt, die auch in Deiner beruflichen Laufbahn nützlich sind?
Der Sport lehrt Ausdauer, Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, durch harte Zeiten hindurchzugehen. Diese Eigenschaften sind im Berufsleben von unschätzbarem Wert. Sportler sind daran gewöhnt, langfristig zu arbeiten und darauf hinzuarbeiten, dass sich harte Arbeit irgendwann auszahlt.
Von wem hast Du noch Unterstützung erhalten?
Ich bin eine Zeit lang von der Sporthilfe gefördert worden und habe auch durch die Bundeswehr Unterstützung erhalten. Allerdings wurde ich später herabgestuft und erhielt keine finanzielle Unterstützung mehr.
Welche Kriterien gibt es für die Förderung durch die Sporthilfe, also wie kommt man in deren Programm?
Es gibt verschiedene Kaderstufen, abhängig von Alter und sportlicher Leistung. Es gibt den Ergänzungskader, den Perspektivkader und den Olympiakader. Man muss mindestens im Perspektivkader sein, um finanzielle Unterstützung zu bekommen. Ich war da eine Zeit lang drin und bin dann aber vom Bundestrainer herabgestuft worden in den Ergänzungskader, in dem man keine finanzielle Unterstützung mehr erhält. Athleten müssen also bestimmte Kriterien erfüllen, um in eine höhere Stufe aufzusteigen. Die finanzielle Unterstützung variiert entsprechend.
Nutzen junge Athleten ausreichend die Möglichkeiten der Sporthilfe, oder siehst Du Möglichkeiten, wie dies verbessert werden könnte?
Die Sporthilfe leistet gute Arbeit, nicht nur finanziell, sondern auch mit Workshops, Seminaren und Bewerbertraining. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele junge Athleten diese Angebote nicht ausreichend nutzen. Hier könnte eine bessere Sensibilisierung und Werbung für die verfügbaren Ressourcen helfen, besonders im Austausch mit anderen Sportlern.
Was können Universitäten tun oder besser machen, um jungen Athleten eine effektivere duale Karriere zu ermöglichen?
Universitäten könnten definitiv mehr tun, um leistungssportaffiner zu sein. Die Zusammenarbeit mit Olympiastützpunkten und die Bereitstellung von Karrierebegleitern könnten verstärkt werden. Es ist wichtig, dass Universitäten die spezifischen Bedürfnisse von Leistungssportlern besser verstehen und entsprechende Unterstützung bieten.
Deine Empfehlung für junge Athleten, eine duale Karriere einzuschlagen, betont die Wichtigkeit, nicht ausschließlich auf den Sport zu setzen. Du hast Erfahrungen mit der Bundeswehr und einem universitären Studium gemacht. Welche Möglichkeiten siehst Du noch für junge Athleten, die eine duale Karriere verfolgen wollen?
Auch die Polizei mit ihren Polizeisportfördergruppen bieten gute Optionen, insbesondere für diejenigen, die flexibel genug sind. Sie ermöglichen beispielsweise eine duale Karriere bei der Bundes- oder Landespolizei, doch viele Athleten nutzen dies nicht vollständig aus. Es ist wichtig, dass sie sich über diese Möglichkeiten informieren und diese aktiv angehen.
Welche Pläne hast Du für die Zukunft, insbesondere abseits des Sports?
Mein Ziel ist es, einen Job zu finden, der mir wirklich Spaß macht. Derzeit bin ich Geschäftsführer im Bayerischen Judo-Verband, aber ich denke über meine langfristige berufliche Zukunft nach. Vielleicht gehe ich ins Ausland oder verfolge eine selbstständige Tätigkeit.
Inwieweit ist es möglich, dass Du etwas jenseits Deines jetzigen Sports oder sogar ganz abseits des Sports machen wirst?
Mein Vater ist hauptberuflich Judo-Trainer, und durch ihn habe ich hautnah miterlebt, welche Herausforderungen dieser Beruf mit sich bringt. Die Realität ist, dass Trainer oft wenig Anerkennung erfahren, obwohl sie eine beeindruckende Arbeit leisten. Anfangs hat mich das stark abgeschreckt, selbst Trainer zu werden. Doch mit zunehmendem Alter beginne ich zu erkennen, wie erfüllend es sein könnte, mein erlangtes Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben. Auch wenn ich weiß, dass diese Rolle nicht immer einfach ist, reizt mich der Gedanke, als Trainer an der Matte zu stehen und die Erfolge meiner Athleten zu feiern. Daher denke ich, dass ich langfristig im Bereich Judo aktiv sein werde.
Welche Gedanken möchtest Du jungen Athleten mit auf den Weg geben?
Nicht zu viel Druck im Studium oder in der Ausbildung aufbauen. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu akzeptieren und sich nicht mit anderen zu vergleichen. Zudem sollten junge Athleten alternative Wege in Betracht ziehen und sich frühzeitig über ihre Optionen außerhalb des Sports informieren.
Das Gespräch wurde geführt von Lucie Hopf und Anna Waldbauer