
Diese Frage muss sich jeder Spitzensportler früher oder später stellen. Lena Urbaniak ist seit ihrem 14. Lebensjahr begeisterte Leichtathletin. Die 24 Jahre alte Kugelstoßerin gewann bereits mehrere Medaillen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen.
[su_divider top=“no“ text=“ „]Was war ausschlaggebend, dass sich das Kugelstoßen gegenüber den anderen Sportarten, die Sie ausgeführt haben, durchgesetzt hat?
Mit 14 Jahren bin ich durch den Württembergischen Leichtathletik-Verband gesichtet worden und wurde daraufhin in den Förderkader aufgenommen. Ich habe dann gezielter und konzentrierter im Bereich der Leichtathletik trainiert. Zudem musste ich mich aufgrund der Anforderungen in der Schule auf eine Sportart konzentrieren.
Hatten Sie schon damals den Wunsch, im Kugelstoßen eine große Sportler-Laufbahn einzuschlagen?
Nein, absolut nicht. Ich habe mit 14 Jahren alle leichtathletischen Disziplinen trainiert und habe bis zum Alter von 16 Jahren auch den Mehrkampf im Wettkampf betrieben.
Welche Ziele hatten Sie für Ihre Sportler-Karriere und welche sind es heute?
Damals hatte ich vor allem das Ziel, mich ständig und permanent zu verbessern. Heute habe ich immer noch das Ziel, meine Bestleistung zu verbessern, aber die Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen ist mehr in den Vordergrund gerückt.

Lena Urbaniak ist Sportsoldatin bei der Bundeswehr. Sportsoldaten absolvieren eine spezielle Grundausbildung und werden im Anschluss in Sportfördergruppen, in denen das Training und die Vorbereitung auf Wettkämpfe Priorität haben, versetzt. Die Bundeswehr ermöglicht den Sportsoldaten eine leistungssportgerechte Ausbildung beziehungsweise ein Studium neben der Sportler-Karriere.
Wo sind Sie stationiert?
Ich bin in Todtnau/Fahl stationiert, lebe aber in Stuttgart und trainiere am dortigen Olympiastützpunkt.
Wie kann man sich das Leben als Sportsoldatin vorstellen?
Als Sportsoldatin bin ich vom militärischen Dienst freigestellt und kann mich voll auf das Training konzentrieren. Ich trainiere zweimal am Tag und absolviere zehn Einheiten pro Woche, dazu kommen regenerative Maßnahmen und Wettkämpfe.
War die Bundeswehr eine Entscheidung, um Ihren Sport ausüben zu können, oder auch für eine langfristige berufliche Planung?
Ich habe mich für die Bundeswehr entschieden, um meinen Sport professionell ausüben zu können. Durch das monatliche Gehalt bin ich finanziell abgesichert und muss nicht nebenher arbeiten. Als Spitzensportler bekommt man allerdings nur Jahresverträge und ist damit nicht langfristig abgesichert.
Warum haben Sie sich entschieden, bei der Bundeswehr zu studieren?
Um einen Ausgleich zum Sportalltag zu haben. Das Lernen lenkt ab und man bekommt den Kopf wieder frei für das Training. Zudem möchte ich auch abgesichert sein für das Leben nach dem Sport.
Fühlen Sie sich auf Ihr Laufbahnende gut vorbereitet?
Ja, ich denke mit meinem angestrebten Bachelor-Abschluss in „International Management“ werde ich nach dem Sport einen Job finden. Zudem erhält man durch die Bundeswehr eine Übergangsunterstützung.

Nach langer Zeit und durch ein hartes Training qualifizierte sich Lena Urbaniak für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Bei der deutschen Meisterschaft übertraf sie die A-Norm (17,75 m) dank neuer persönlicher Bestleistung von 18,02 m und feierte damit ihre Olympia-Premiere. Das Motto „Dabei sein ist alles“ hat sie sich also schon erfüllt.
Wie waren die Olympischen Spiele 2016 für Sie?
Sehr erlebnisreich! Grundsätzlich unterscheidet sich der Wettkampf nicht von Welt- oder Europameisterschaften, aber das ganze Drumherum ist einfach beeindruckend. Das Leben im olympischen Dorf, die Verpflegung in einer Megamensa, das Transportsystem und auch das mediale Interesse ist ein ganz anderes. Mich hat das sehr beeindruckt und auch ein bisschen abgelenkt.
In Rio lag der Altersdurchschnitt der Kugelstoßerinnen bei circa 26 Jahren, der der ersten Zehn sogar bei 28 Jahren. Spielte das Alter und die Erfahrung Ihrer Kolleginnen eine Rolle für Sie?
Nein, für mich ist jede Konkurrentin gleich und da entscheidet das Alter nicht. Natürlich haben ältere Kolleginnen eine größere Erfahrung und sind ein wenig abgeklärter, aber im Wettkampf selbst mache ich mein Ding und versuche mich nicht von solchen Gegebenheiten ablenken zu lassen.
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist ein großer Schritt. Haben Sie sich auch schon Gedanken über die „Zeit nach dem Sport“ gemacht?
Absolut! Deshalb studiere ich neben meiner Tätigkeit als Sportsoldatin an der Hochschule Ansbach „International Management“. Es gibt eben ein Leben nach dem Sport und das ist noch deutlich länger als die Sportlerkarriere. Konkrete Pläne habe ich aber noch nicht, da bin ich noch viel zu sehr Spitzensportlerin und denke noch nicht ans Aufhören.
Das Interview führte Maren Müller
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