Dartprofi Gabriel Clemens spricht im Interview über Verzichte und Risiken.
Gabriel Clemens ist einer der erfolgreichsten Dartspieler Deutschlands. Der 36-Jährige mit dem Dart-Namen „German Giant“ spielt seit 2018 bei der PDC (Professional Darts Corporation) und steht auf der Weltranglisten-Position 38 (Stand 19.02.2020). Vor einem Jahr stieg er aus seinem Beruf als Industriemechaniker aus und setzt seitdem voll auf Dart.
Herr Clemens, wann haben Sie das erste Mal Dartpfeile in der Hand gehabt?
Das war im Alter von 17 oder 18 Jahren. Wie bei fast jedem, habe ich in der Kneipe mit Kollegen einfach mal gespielt.
Gab es Risiken, Ihren Beruf als Industriemechaniker aufzugeben?
Nein, da ich freigestellt bin und jederzeit zurückkehren kann. Ich war bis Februar 2020 freigestellt, werde aber eine Verlängerung beantragen. Ich hoffe, dass diese funktioniert und dann habe ich noch ein Jahr, in dem ich, falls es nicht mit Darts funktioniert, zurückkehren kann.
Hätten Sie den Schritt zum Vollzeitprofi früher wagen sollen?
Man kann es jetzt eh nicht mehr ändern. Ich habe mich so entschieden, wie ich es jetzt gemacht habe und bin damit ganz gut gefahren.
Wie sieht Ihr Alltag als Dartprofi aus?
Anstatt morgens zur Arbeit zu gehen, gehe ich nun in meinen Trainingsraum. Dort bin ich normalerweise täglich von 9 bis 17 Uhr. Hauptsächlich trainiere ich Darts, mache jedoch auch Fitness-Training, arbeite an meiner Ernährung und mache Büroarbeit. Letztlich ist alles dem Dartsport untergeordnet.
Dartprofi zu sein ist mit hohen Kosten verbunden. Ab welcher Weltranglistenposition kann man als Profi-Dartspieler davon leben?
Das ist schwierig zu sagen, da es auch von den Sponsorengeldern abhängt. Die Top 64 kann vom Dart leben, die 16 bis 32 Besten in der Weltrangliste sogar sehr gut.
Haben Sie Tipps für junge Talente? Wo lauern Risiken?
Ich finde es gut, wenn man zunächst eine Ausbildung macht, um etwas in der Hinterhand zu haben, falls es mit dem Dart nicht funktioniert. Man sollte sich die Möglichkeit offenhalten, in einen normalen Beruf zurückgehen zu können.
Wie lässt sich das Profi-Dasein mit dem Privatleben vereinbaren?
Natürlich verzichtet man auf manche Sachen. Zum Beispiel, wenn die Kollegen samstagabends weggehen, bin ich meistens irgendwo in England unterwegs. Die Freundin muss auch das Ganze mitmachen und ich bin sehr glücklich, dass sie mich in allem unterstützt.
Wie lange haben Sie vor, Dartprofi zu sein?
Ich denke, dass man sehr lange spielen kann. Eigentlich mache ich mir darüber zurzeit keine Gedanken. Ich will spielen, so lange ich erfolgreich bin.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Es wäre schön, wenn ich weiterhin vom professionellen Dart leben könnte und ich hoffe, dass ich noch lange mit auf der Profi-Tour dabei sein kann.
Interview von Daniel Geusen
- „Letztlich ist alles dem Dartsport untergeordnet“ - 19. März 2020