Alle reden von Nachhaltigkeit, aber nur wenige haben Konzepte oder halten sich an selbst gesetzte Standards. Oft geht es bei Nachhaltigkeit um Symbolik und weniger um konkretes Handeln. Auch im Sport sind die Erwartungen der Öffentlichkeit an Verbände, Vereine und SportlerInnen hoch. Diese schaffen es jedoch nicht, diesen Ansprüchen gerecht zu werden und äußern oft nur Ankündigungen und leere Versprechungen.
Der englische Traditionsclub Manchester United stand kürzlich nicht nur wegen schlechter Leistungen in der Kritik, sondern auch wegen seiner Reisen zu Auswärtsspielen. So flogen Spieler und Betreuer ins 120 Kilometer entfernte Leicester, eine Flugreise von lediglich zehn Minuten. Das Team rund um Superstar Cristiano Ronaldo begründete den Kurzflug mit der Sperrung der Autobahn, die eine Anreise mit dem Bus verhinderte. Das erklärt zwar das Vergehen, wird von Fans und Medien im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit aber hinterfragt. Offensichtlich genießt Nachhaltigkeit auch bei den Fans einen zunehmend höheren Stellenwert, diesem werden jedoch nur wenige Fußballklubs gerecht. Viele Vereine veröffentlichen daher Konzepte, um ökologisch und umweltbewusst zu handeln. Ob sie diese wirklich umsetzen, fragen sich viele Fans.
Auf der Website des DFB ist zu lesen: „Der Fußball beeinflusst die Umwelt und das Klima: sei es durch den Schadstoffausstoß bei Fahrten zum Auswärtsspiel, den Energieverbrauch durch Flutlicht, die Bewässerung des Rasens, die Müllentsorgung nach einem Heimspieltag oder Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen.“ Das hört sich zwar sehr selbstkritisch an und suggeriert, dass Nachhaltigkeit elementar für den DFB sei und dieser mit sich selbst ins Gericht gehe. Doch der Schein trügt. Trotz dieses Statements bestieg die DFB-Elf im vergangenen Jahr ein Flugzeug, um von Stuttgart nach Basel zu kommen – was eine dreistündige Zugfahrt hätte sein können. Vor allem aber auch der reguläre Bundesligabetrieb sorgt für hohe Schadstoffemissionen. An einem Spieltag verursachen Fans ungefähr 7753 Tonnen CO2-Ausstoß. Im Vergleich: Weltweit lag im Jahr 2018 der durchschnittliche CO2 Ausstoß pro Person bei 4,8 Tonnen. Es reicht nicht aus, Probleme nur anzusprechen. Es bedarf der Umsetzung der angekündigten Maßnahmen. Solch widersprüchliches Handeln sorgt für den Verlust von Glaubwürdigkeit und vermittelt Fans, dass Nachhaltigkeit für den deutschen Fußball nicht relevant zu sein scheint.
Doch nicht nur unnötige Emissionen bei Auswärtsspielen, auch Großveranstaltungen lassen an selbstgesetzten ökologischen Standards wie der schonende Umgang mit Ressourcen zweifeln. Warum werden Stadien für eine Weltmeisterschaft gebaut und werden danach nicht weiter als Sportstätte genutzt? In Brasilien ist genau das passiert – mit einem der teuersten je gebauten WM-Stadien. 600 Millionen Euro hat der Fußball-Tempel gekostet. Heute wird er als Busparkplatz und nur selten als Konzerthalle genutzt. Viele weitere Stadien in Brasilien ereilte ein ähnliches Schicksal. Undenkbar, aber wahr. Schon 2014 kritisierte der ehemalige FC Bayern-Profi Giovanni Elber: „Das ist ein Stadion, wo man später nicht spielen wird. Also es wird vielleicht Konzerte geben, aber man kann ja nicht jede Woche ein Konzert geben, in so einem Stadion.“
Nachhaltigkeit fordert ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft. Der Sport kann Nachhaltigkeit ganz einfach durch Transparenz und Glaubwürdigkeit fördern. Auch die große Reichweite von Sportveranstaltungen kann dazu beitragen, dass Menschen ihr eigenes Verhalten in Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit überdenken und sich mit neuen Perspektiven auseinandersetzen.
Dafür notwendig sind: Vertrauen bei SportlerInnen und ZuschauerInnen aufbauen, eigene Vorsätze erfüllen und der Vorbildrolle gerecht werden. Am wichtigsten aber: Das eigene Verhalten reflektieren. Was bedeutet mein Handeln für meine Umwelt? Wer das berücksichtigt, der macht den ersten Schritt in Richtung Zukunftssicherung.