Am 21. Oktober 2022 geht die Amerikanerin Courtney Dauwalter in die Geschichte des Trail Runnings ein, nachdem sie die „Diagonale des Fous“ bei den Frauen gewinnen konnte. Bei der „Diagonalen der Narren“ handelt sich hier um ein Rennen über 165 Kilometer und mehr als 10.000 Höhenmeter. Das Rennen führt von Süd nach Nord durch La Réunion, eine französische Insel im Indischen Ozean. Dauwalter ist die erste Frau, die alle vier großen Ultra-Trail-Läufe der Welt gewann, zusammen mit dem Ultra-Trail du Mont Blanc, dem Western States und dem Hardrock 100. Diese Läufe sind Ultra-Trails von jeweils etwa 160 Kilometer Länge in den Bergen.
Ultra-Trail-Running ist wie Triathlon ein Ausdauersport. Die Dauer der Anstrengung kann bei diesen Sportarten zwischen zehn und 24 Stunden oder sogar noch länger betragen. Diese Sportarten sind sowohl körperlich als auch geistig anspruchsvoll und erfordern daher einen gewissen Mut, sich ihnen zu stellen.
Trail (oder Trail Running) bedeutet wörtlich übersetzt Weg. Und Wege findet man leicht. Anders als man denken könnte, braucht man keine Berge, um Trail Running zu betreiben. Beim Triathlon hingegen werden die drei Disziplinen immer in der folgenden Reihenfolge aneinandergereiht: Schwimmen, Radfahren und Laufen. Es gibt verschiedene Formate, die von einer sogenannten XS-Distanz (das heißt 400 Meter Schwimmen, 10 Kilometer Radfahren und 2,5 Kilometer Laufen) bis hin zu sogenannten XXL-Distanzen (1,9 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon) reichen. Manche haben sogar noch extremere Bedingungen wie der Norseman in Norwegen, bei dem das Schwimmen im Wasser mit einer Temperatur von 14 bis 16 Grad stattfindet und der Lauf in fast 2000 Meter Höhe endet.
Allein für einen normalen Ultra-Trail müssen die Läufer und Läuferinnen bei einem Ultra-Trail eine gehörige Portion Motivation mitbringen, um diese Herausforderungen zu meistern. Richtig schwierig wird es, wenn die Wetterbedingungen schwierig sind: Regen, Schnee, extreme Kälte oder Hitze. „Das Rennen bleibt aber die größte Herausforderung. Wenn nötig, passe ich mich dem Wetter an“, erklärt Oliver Tausend, Trialläufer aus Unterjesingen. Manchmal muss man sich doppelt anstrengen, um mit den Bedingungen fertig zu werden. Das gilt auch für Lisa Mann, Triathletin aus Bochum: „Ich habe absolut keine Probleme mit kühleren Bedingungen. Das Training bei großer Hitze ist jedoch ein Punkt, an dem ich mich noch verbessern muss, um meine ‚normalen‘ Zeiten zu erreichen.“
Die Leidenschaft für den Sport spielt also eine große Rolle, um den Mut zu haben, bei diesen langen Anstrengungen sein Bestes zu geben. Aber wie sieht es mit dem Körper während dieser Anstrengungen aus? Christine Kopp, Fachärztin für Sportmedizin und Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Tübingen, erklärt, dass alles sehr individuell ist. Jeder Mensch reagiere anders auf diese Art von Anstrengung. Es ist ratsam, sich körperlich gut vorzubereiten und eine angemessene und passende Ernährung einzuhalten, um nicht in ein Energiedefizit zu geraten. Die Falle bei dieser Art von Anstrengung ist, dass man in ein Übertraining und damit eine Verletzung riskiert. Daher ist es besser, lediglich zwei oder drei Höhepunkte während der Saison zu setzen und vor allem die Erholung (Schlaf, Ernährung, Wasserversorgung) nicht zu vernachlässigen. „Am besten ist es, zu Beginn der Saison eine Leistungsdiagnostik durchzuführen und sich von einem Trainer begleiten zu lassen, um richtig und optimal zu trainieren“, sagt Kopp.
Aber woher nehmen diese Sportler den Antrieb, auf diesen langen Distanzen über ihre Grenzen hinauszugehen? Sarah Hunger, Trailläuferin aus Kusterdingen, sagt: „Mir geht es nicht um die Zeit, die ich laufen werde, sondern um die Erfahrung, die ich mache“. Diese Ansicht teilt auch Oliver Tausend: „Ich ziehe die langen Strecken den kürzeren vor. Die Zeit auf den langen Strecken ist viel weniger wichtig. Auf den viel kürzeren Strecken neige ich dazu, meine Zeiten im Kopf zu vergleichen, so dass der Spaß dort geringer ist.“ Der Wunsch, bei dieser Art von Anstrengung neue Erfahrungen zu sammeln, bringt die Athleten dazu, ihr Bestes zu geben und den Anrieb zu haben, sie zu erleben.
Ohne Motivation ist es aber schwierig, eine solche Anstrengung auf sich zu nehmen. „Ich denke, der Antrieb kommt dadurch, dass man unbedingt seine Ziele erreichen und sich dadurch immer wieder selber an die Spitze pushen möchte. Ohne den Mut zu haben, etwas zu riskieren wäre dies nicht möglich“, erklärt Lisa Mann.
Sarah Hunger teilt die Meinung: „Ich denke, wenn die Motivation stimmt, können wir alles erreichen. Nicht immer sofort und ohne Vorbereitung, aber es ist so viel mehr möglich als wir denken. Ich arbeite mit folgender Überzeugung und diese kommt von Herzen und ist erprobt aus Erfahrung: „Wir können alles schaffen, wenn wir es nur genug wollen!“ Der Antrieb, diese langen Anstrengungen zu unternehmen, ergibt sich also aus der Motivation und der Überzeugung des Sportlers selbst. Nur wenn die Motivation vorhanden ist, wird er den betreffenden Lauf beenden. So wie dies Courtney Dauwalter bei den „Diagonale des Fous“ getan hat.
- „Wir können alles schaffen, wenn wir es nur genug wollen“ - 8. April 2023