Die Scheiben standen in der prallen Sonne, die Pfeilspitzen glänzten und trafen zielsicher die Scheibenmitte – ins Gold! Bei sommerlichen Temperaturen am Samstag, den 24. Mai 2014, verfolgten 35 Schützen, ob jung oder alt, Menschen mit und ohne Handicap ein Ziel: Gemeinsamer Spaß am inkludierten Bogenschießen.
Hinter dem Begriff „Inklusion“ verbirgt sich die Idee, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhält, sich vollständig und gleichberechtigt in der Gesellschaft zu beteiligen – unabhängig von individuellen Fähigkeiten, Geschlecht und sozialer Herkunft. Dies gilt auch für Menschen mit Behinderung. Obwohl 10 % der Deutschen eine Behinderung haben, nimmt man diese selten im Alltag wahr. Zum Beispiel Menschen mit Lernschwierigkeiten, Depressionenoder im Rollstuhl gehen in unserer Gesellschaft unter oder werden gar ausgegrenzt.
Anders aber in der Bogenschießfamilie in Tübingen. Das Bogenschießprojekt, organisiert von Studierenden der Sportwissenschaft Tübingen unter der Leitung von Anke Goriss und den Schützen des SV Derendingens, verfolgte das Ziel, gehandicapte Menschen aus der Region Tübingen für die Sportart Bogenschießen zu gewinnen und diesen den Umgang mit Pfeil und Bogen beizubringen. Das erlernte Können konnte nun bei einem Turnier beim SV Derendingen vor den Augen von Oberbürgermeister Boris Palmer und zahlreichen Zuschauern unter Beweis gestellt werden.
„Ein super Turnier, macht sehr viel Spaß und eine super Organisation“, strahlte Thomas, der im Rollstuhl sitzt. Gerade stellte er seinen persönlichen Rundenrekord auf. „Natürlich sind die erfahreneren und nicht behinderten Sportler besser als ich. Ich bin erst seit zwei Monaten dabei. Uns allen geht es hier in erster Linie um gemeinsames Sporttreiben“, ergänzte er. Auch Heike ist zufrieden mit ihrer Schussleistung. Sie schießt schon seit zehn Jahren im Schützenverein. „Es ist eine tolle Erfahrung, die ich bisher noch nicht oft gemacht habe. Ich bin beeindruckt, wie gut die Schützen trotz Handicap mit Pfeil und Bogen umgehen können.“ Selbst testen konnten Teilnehmer sowie Zuschauer das Schießen im Rollstuhl an einer extra aufgebauten Schießanlage.
Da das Projekt solch guten Anklang fand, ist geplant eine solche Veranstaltung auch in Zukunft wieder durch zu führen. Auch „Aktion Mensch“, neben der Bogenwelt, Brillinger Orthopädie und der Kreissparkasse Tübingen einer der Hauptsponsoren des Projekts, hat sich bereit erklärt, weiterhin einen Fahrdienst für interessierte, gehandicapte Schützen zu finanzieren, die sonst nicht zum Trainingsort gelangen, damit diese regelmäßig am Bogenschießtraining teilnehmen können. Somit fliegen die Pfeile weiterhin gemeinsam inkludiert ins Gold!
Katharina Gieschen
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