30 cm lang, 15 cm im Durchmesser und 120 g leicht. Kosten 29,90 Euro. Erhältlich in drei verschiedenen Farben und Stärken.
Der Insider weiß sofort, um was es sich handelt: Die feste Schaumstoffrolle, bekannt unter dem Namen „Blackroll“ oder zu Deutsch „Faszienrolle“, die zur Massage des Fasziengewebes verwendet wird. Die einen nutzen die Blackroll, um Rückenbeschwerden zu begegnen, die anderen im Kampf gegen Cellulitis. Doch hält die unscheinbare Rolle tatsächlich was sie verspricht? Hat sie das Potenzial gesund zu machen?
Ein Großteil der Bevölkerung leidet an der Volkskrankheit Rückenschmerzen, die oftmals durch zu wenig, falsche oder monotone Bewegung ausgelöst werden. Lange dachte man, dass hauptsächlich Probleme in den Muskeln, Gelenken oder Bandscheiben für die Schmerzen verantwortlich seien. Mittlerweile wurde allerdings ein neuer Übeltäter ausgemacht: Die Faszien. Besser bekannt als das Bindegewebe, das mit einem Taucheranzug vergleichbar ist, was der führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Faszienforschung, Dr. Robert Schleip, wie folgt beschreibt: „Faszien umhüllen und durchdringen nicht nur jeden Muskel, sie bilden außerdem eine Hülle, ähnlich wie ein Taucheranzug, der unseren ganzen Körper in einem Stück umhüllt, verbindet und zusammenhält.“ Die Faszien sorgen somit dafür, dass alle Teile des Körpers am richtigen Platz fixiert sind. Sind die Faszien verklebt oder verhärtet, äußert sich dies meist sehr schmerzhaft.
Doch nun scheint die Lösung gefunden. Sie trägt den einfachen Namen „Blackroll“. Nutzer empfinden sie vor allem beim erstmaligen Gebrauch als „schwarze Hölle“, da sie unter Anwendung enorme Schmerzen hervorrufen kann. „Das ist aber nicht ungewöhnlich“, erklärt Physiotherapeut und Sportmediziner Eduardo Fontao, „denn man legt sich mit der gewünschten Muskelpartie auf die Blackroll drauf und rollt über den Muskel.“ Die Schmerzen lassen sich auf die Verspannungen im Muskel zurückführen. Trotz schmerzhafter Anwendung, tritt nach der Behandlung der Partie eine Entspannung in den entsprechenden Muskeln ein. Durch mehrfache Anwendung wird das Rollen zudem flüssiger und schmerzfreier. Die breite Fläche der Blackroll sorgt außerdem für ein Durchkneten der Muskelpartie. An den verspannten oder schmerzenden Stellen empfiehlt es sich, einige Sekunden anzuhalten und dann erst weiter zu rollen.
Durch die einfache Handhabung sei die Blackroll ein gutes Gerät für den Heimgebrauch. „Man kann eigentlich sofort damit anfangen und drauflos legen. Bei Problemen kann man immer noch einen Experten aufsuchen“, erläutert Fontao, der die Blackroll selbst in seiner Therapie anwendet: „Wir tun dies vor allem zum Zwecke der Entspannung, beziehungsweise zur Verbesserung der Beweglichkeit bestimmter Körperpartien, die eingeschränkt sind und von denen wir bei der Untersuchung feststellen, dass die Einschränkung mit den Muskeln oder Faszien zusammenhängt.“ Fontao ist ausgebildeter Physiotherapeut und Sportmediziner. Seit dem Jahr 2000 praktiziert er in der Praxis an der Waldspirale in Darmstadt.
Regelmäßige Übungen mit der Blackroll sollen die Verklebungen der Faszien lösen, um Muskelverspannungen zu bekämpfen und die Durchblutung zu steigern. Von der Möglichkeit der Heilung durch die Blackroll ist auch Eduardo Fontao überzeugt: „Die Blackroll kann unterstützend sehr gut wirken. Bei leichten Rückenverspannungen oder Schmerzen kann sie das absolut probate Mittel sein, sodass man gar nicht erst zum Arzt gehen muss. Man hat beispielsweise Schmerzen, rollt sich auf der Blackroll ab und merkt, dass am nächsten Tag die Schmerzen weg sind.“ Fontao betont jedoch: „Sollten die Schmerzen nicht weg sein, muss man zum Arzt gehen.“ Ob die Blackroll alleine reicht, um von Schmerzen zu befreien, sieht der Physiotherapeut kritisch. „Das ist wirklich vom Krankheitsbild abhängig. Ich würde nicht pauschal sagen, dass man mit einer Blackroll jeden Rückenschmerz bekämpfen und dann auf Medikamente, Spritzen oder Physiotherapie verzichten kann, sondern begleitend ist das eine sehr gute Sache.“
Er empfiehlt Einsteigern, die erstmals zu einer Blackroll greifen, die weichste Variante. Dies sei die orangefarbene Rolle. Er selbst verwende in seiner Praxis allerdings die Schwarze mit der mittleren Stärke. Anwendung findet die Blackroll in der Praxis an der Waldspirale „sehr viel am Rücken, vor allem am unteren Rücken und Oberschenkelrückseite, Po und Oberschenkelinnen- und Außenseite. Das sind die Hauptgebiete, wo wir sie anwenden.“
Da sich die Faszien allerdings nur langsam verändern, ist eine regelmäßige Anwendung der Blackroll erforderlich. Eine Rollkur dauert dabei 20 bis 30 Minuten. Doch nicht nur zur Behandlung von verklebten Faszien und Schmerzen ist die Blackroll geeignet, sondern auch vor dem Sport zur Erwärmung und nach dem Sport zur Regeneration ist sie hilfreich und ein gern genutztes Gerät. Bei jeder Blackroll ist ein Handout mit dabei, auf dem die Übungen bildlich und verständlich erklärt sind. Durch das formstabile Material der Rolle eignet sich diese zudem gut für Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen.
Durch die positiven Effekte und ihre einfache Anwendung gewann die Blackroll im Jahr 2009 den Physiopreis für den „Größten Nutzen für die Zielgruppe“. Die Entwicklung der Blackroll ist allerdings noch in den Kinderschuhen, es wird in Zukunft weitere Studien und Ergebnisse bezüglich der Behandlung von Schmerzen mit Hilfe der Faszienrolle, geben. Dank der Blackroll besteht die Möglichkeit, Schmerzen aktiv zu bekämpfen und ganz nebenbei dem Körper neue Beweglichkeit und Mobilität zu verleihen. „Let´s roll!“
Wiebke Knoche
- Fünf Stunden am Abgrund - 15. Juli 2017
- Götterdämmerung im FIFA-Olymp - 18. November 2015
- Brot, Macht und Spiele - 11. November 2015