Inklusion ist ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. Das Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen hat sich dieser Thematik angenommen und das erste Volksbank Rollstuhlbasketball-Camp am 4. Juli ausgerichtet. Eingeladen waren Kinder und Jugendliche mit oder ohne körperliche Behinderung.
Es ist heiß. Bei über 30 Grad schiebt der 13-jährige Jan sein Rollstuhl durch die Türen der Sporthalle des Instituts für Sportwissenschaft. Er ist aus Sindelfingen nach Tübingen gekommen und schaut sich nun unruhig im Eingangsbereich der Halle um. „Aus meiner Klasse wollte niemand mitkommen, ich habe mich trotzdem angemeldet“, erzählt er. Neben Jan haben sich 30 weitere Kinder und Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren, mit und ohne Körperbehinderung, an diesem Samstag zum Rollstuhlbasketball-Camp in Tübingen eingefunden.
Das Rollstuhlbasketball-Event wurde vom Institut für Sportwissenschaft in Kooperation mit dem Projekt Mach Schule, der Volksbank und der Stadt Tübingen durchgeführt. 21 Bachelor-Studierende beschäftigten sich zwei Semester mit der Organisation des Events. „Wir wurden in verschiedene Ressorts aufgeteilt, um die Organisation zu regeln“, erklärt der Sportmanagement-Student Fabian Fürst. „Es gibt zum Beispiel das Ressort Logistik, das die Sportrollstühle besorgte oder das Ressort Rahmenprogramm, das das Catering übernahm und die Tombola organisierte“. „Bis jetzt läuft es super“, sagt Anke Goriss, Fachkoordinatorin für Basketball am Institut und Projektleiterin des Rollstuhlbasketball-Camps. „Es war eine Menge Arbeit, um letztendlich auf eine geeignete Teilnehmerzahl zu kommen“, sagt Goriss und fügt hinzu: „Aber jetzt ist es schön, dass die Kinder sichtlich Spaß haben.“
Die Camp-Teilnehmer werden in verschiedene Leistungsgruppen unterteilt. Da einige Kinder schon mit dem Sport vertraut waren, dürfen diese den Basketball-Landestrainern ihr Können beweisen. Diese nutzen das Camp auch für Sichtungen ihrer Jugendkaderbildung. In zwei anderen Gruppen werden den Kindern von den Sportstudierenden die Grundtechniken des Rollstuhlbasketballs beigebracht. Jan ist bei den jüngsten Teilnehmern untergekommen. Nacheinander rollen die Kinder auf einen provisorischen Korb in Form einer umgedrehten Kiste auf einem brusthohen Kasten zu. Jan wirft und trifft, seine Arme schnellen in die Höhe und ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.
Bei dem Event stand nicht nur das Training der Jugendlichen im Vordergrund. Die Organisatoren kümmerten sich auch um den Besuch des Basketballprofis Julian Albus, einen Rollstuhlparcours und eine Tombola. Als ein Highlight des Tages wurde ein Testspiel der Regionalligisten RSVK Tübingen und der PSC Pforzheim organisiert. Vor einer gut gefüllten Tribüne schlugen die Pforzheimer die Tübinger knapp in der Verlängerung. Jan war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr da. Seine Mutter holte den erschöpften Rolli-Basketballer nach dem Trainingsteil ab: „Er ist total erledigt, normalerweise macht er keinen Sport“.
Emanuel Hege
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