Vergessen Sie den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Ein anderer, viel brisanterer wütet direkt vor unserer Haustür. In diesem herrscht Stillstand. Keine Bewegung in die eine oder die andere Richtung. Er betrifft uns alle. Ein Konflikt, so alt wie das Land selbst, der vermutlich bis zu Karl dem Großen zurückgeht. Er tangiert alle Bereiche der Gesellschaft; Sprache, Kultur und findet seinen Höhepunkt in jedem Sportereignis, das zwischen zwei Ländern ausgefochten wird. Baden und Württemberg.
Überlieferungen zufolge sollen sich die Länder 1952 zusammengeschlossen haben. Die Vertragsdokumente wurden bis heute nicht gefunden. Jedes Mal, wenn in der vergangenen Fußballsaison der VfB II gegen den KSC spielte, lodert dieser Konflikt auf: Spätzlesfresser gegen Gelbfüßler, Sauschwoab versus Badenser. Der Kampf um die Vorherrschaft im Ländle äußert sich auch in der Teilung der Sportverbände, zwischen dem Württembergischen Landessportbund (WLSB), dem Badischen Sportbund Nord (BSB) sowie dem Badischen Sportbund Freiburg (Historischer Exkurs: In der Rheinebene herrschen seit etlichen Zeiten bürgerkriegsähnliche Zustände, deshalb leistet man sich zwei Sportverbände). Aus Platz- und Zeitgründen, Lustlosigkeit und vor allem weil’s Wurscht isch, wird der Autor sich im Folgenden nur auf den WLSB und den BSB beziehen.
Die beiden aristokratisch geführten Vereinigungen sind sich so nahe wie USA und die UdSSR im Oktober 1962. Auf den Tagesordnungen der Verbände findet man regelmäßig unter „TOP 2“ das „Brainstorming zur Verunglimpfung des Anderen“, gleich nach dem Punkt eins: „Zuständigkeit der Kehrwoche“. In keinem anderen Bundesland gibt es eine derartige Teilung. In einem starken, gemeinsamen Europa darf es aber kein unbeugsames Ländle geben, das sich aufgrund seiner Sturheit der Einigkeit entzieht. Die Vereinigung der Dachverbände muss vollzogen werden!
Hier sollte eigentlich der Sport Grenzen zerschlagen, als Vorbild vorangehen. Allein aus logistischen Gründen: Nur noch eine Geschäftsstelle, eine Vereinskartei, eine Postadresse und ein Präsidium. Hier sieht man wo das größte Problem liegt. Doch gerade wir Deutschen sollten wissen, wie gefährlich Macht und Einfluss sein können! Auch für Sportler wäre ein Zusammenschluss der Verbände sinnvoll. Ein größerer Konkurrenzkampf unter Sportlern und Mannschaften würde entstehen. Trainingsmethoden von Ost und West können ausgetauscht werden. Der eiserne Vorhang würde fallen. Nicht zuletzt wäre es natürlich auch ein Zeichen an die Politik und Gesellschaft. Ihr seid ein gemeinsames Völkchen im Südwesten Deutschlands! Doch leider scheint es gerade so, als ob sogar im weit entfernten Korea sich die Präsidentin Park und der Diktator Kim eher auf eine friedvolle Einigung ihrer Länder verständigen könnten als die WLSB-/BSB- Präsidenten Janalik und Tappeser. Vielleicht muss man aber auch Herr Lemke oder den ultimativen Schwabenstreitschlichter Heiner Geißler gewinnen um die beiden Parteien zu einem Dialog zusammenzubringen, eine Lösung im Sinne des Sports zu erarbeiten – und jahrhundertealte Grenzen zu sprengen.
Patrick Glassl
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