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    Skiprofi Andreas Sander ©DSV

    Das gefährlichste Skirennen der Welt

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    By Elias Kieser on 20. Mai 2020 Sport im Grünen, Wintersport

    Seit 89 Jahren findet in Kitzbühel das technisch anspruchsvollste und gefährlichste Skirennen der Welt statt. Die Streif ist die Strecke, auf der Skiläufer zu Helden wurden. Aber auf der Stürze auch Karrieren beendet haben.

    25. Januar 2020: Andreas Sander stürzt sich mit Startnummer 32 aus dem Starthaus auf 1.665 Metern Höhe am Kitzbühler Hausberg Hahnenkamm. Wer sich von dort aus auf die eisige „Streif“ traut, lässt sich mit einem Höllenritt auf der schwierigsten Abfahrtspiste der Welt ein. Bis zu 85% Gefälle, Kräfte des etwa Zehnfachen des Körpergewichts und Spitzengeschwindigkeiten über 140 km/h stehen den Abfahrern beim Super Bowl des Alpinen Skisports bevor. „Für mich ist es die schönste, anspruchsvollste, aber natürlich auch gefährlichste Abfahrt der Welt“, sagt der deutsche Skiläufer.

    Das Hahnenkammrennen in Kitzbühel ist eines von mehreren weltweit ausgetragenen Abfahrtsrennen im Rahmen des alpinen Skiweltcups. Drei Passagen sind laut Andreas Sander besonders heikel und entscheidend. Die Erste gilt es nach nur sieben Fahrsekunden zu meistern: Die „Mausefalle“, ein Gefälle von 85 Prozent wird mit einem 60 Meter Sprung spektakulär überwunden. Ungefähr 20 Fahrsekunden später kommen die Skiprofis zur Ausfahrt aus dem „Steilhang“. Dabei wandeln die Fahrer auf einem schmalen Grat. Einerseits wollen sie wertvolle Geschwindigkeit für das anschließende Flachstück mitnehmen. Haben sie jedoch etwas zu viel Tempo, landen sie im Fangzaun. Im unteren Teil der Strecke kommt man nach einem weiteren Sprung über die „Hausbergkante“ in eine steil abhängende Querfahrt. Diese „Traverse“ fordert den Athleten nochmal einiges ab. „Die Kraft lässt nach, aber man muss sich nochmal konzentrieren“, so der Sechstplatzierte der Hahnenkammabfahrt 2018. Von dort sehen und hören die Skisportler bereits die tobende Menschenmenge im Ziel.

    „Der Puls und das Adrenalin steigen und das versucht man dann natürlich in Schnelligkeit auf den Skiern umzusetzen.“

    Im Rahmen der Rennwoche strömen an dem Wochenende mittlerweile etwa 100.000 Zuschauer nach Kitzbühel, um bereits bei den Trainings, dem Super-Giant-Slalom (Super-G) am Freitag, der Abfahrt am Samstag oder dem Slalom am Sonntag zuzusehen. Auch die Promis kommen in Scharen: Schauspieler und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist regelmäßig vor Ort, auch Ex-Formel-1-Promotor Bernie Ecclestone. Ausschweifende Partynächte, das gehört ebenfalls zum Kitzbühel-Wochenende dazu. Dies bestätigt auch Abfahrer Andreas Sander, wenngleich er daran nicht teilnehmen kann: „Grundsätzlich ist das schon gut, auch die Party drumherum macht Kitzbühel so besonders.“ Besonders ist bei den Hahnenkammrennen zudem das Preisgeld, das für das Rennen 2020 nochmals erhöht wurde. Insgesamt 725.000 Euro wurden an die 30 Bestplatzierten der jeweiligen Disziplin ausgeschüttet. Dabei bekam der Sieger von 2020, Matthias Mayer, 100.000 Euro für seinen Sieg.

    Fährt man in Kitzbühel mit der Hahnenkammbahn, sieht man auf den einzelnen Gondeln die Namen all derer, die eines der Rennen am Hahnenkamm gewonnen haben. Diese Tradition bezeichnete Abfahrtslegende Aksel Lund Svindal folgendermaßen: „Eine Gondel mit deinem Namen in Kitzbühel zu kriegen, ist wie ein Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood. Nur besser.“

    Sportpsychologe Oliver Höner kann das Skievent für die Athleten einordnen: „Leistungssportler sind natürlich besonders motiviert, wenn sie wissen, dass ihre Leistung entsprechend Anerkennung findet. Das Hahnenkammrennen ist im Jahresverlauf sicherlich nochmal ein anderer Erfolg als irgendein anderes Rennen zu gewinnen.“ Am professionellen Umgang mit dem Risiko, das bei der Elite des Skisports immer mitfährt, hat er keinen Zweifel: „Es ist die Aufgabe des Skiläufers, sich der Risiken bewusst zu sein und damit mental umzugehen und die meisten sind dabei sehr geschult, sonst würden sie diese Leistungen gar nicht erbringen.“ Die Erklärung deckt sich gut mit der Perspektive von Andreas Sanders: „Jeder Abfahrer ist sich des Risikos bewusst, aber wenn es dann zusammengeht, dann hat man gar keine Zeit, an so etwas zu denken, und man tut es auch nicht.“ Dennoch merke man „dass bei der Rennwoche in Kitzbühel vom ersten Training an eine konzentriertere Stimmung herrscht.“

    Die Anziehungskraft des Rennens begründet der Tübinger Sportpsychologe Höner unter anderem so: „Besondere Ereignisse erzielen eine andere Aufmerksamkeit als herkömmliche Ereignisse, dabei ist leider auch ein Sturz ein besonderes Ereignis.“  Zwar denke laut Sander „ein Athlet nie daran, dass er stürzen könnte“, doch Unfälle und Verletzungen sind auch Teil des großen Skirennens. Die Chronologie von schweren Unfällen auf der „Streif“, die so manches Karriereende erzwungen haben, ist lang. Der Kanadier Brian Stemmle knallt 1989 bei der Ausfahrt des Steilhangs in den Zaun, erleidet eine Beckenzertrümmerung und schwebt in Lebensgefahr. 1998 ist die Karriere vom Österreicher Roland Assinger nach schwerem Sturz mit Schulter- und Rippenverletzung vorbei. Landsmann Patrick Ortlieb muss ein Jahr später ebenfalls seine Karriere beenden, nachdem er sturzbedingt einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel erlitt. Nach schweren Verletzungen an Schulter und Lunge bedeutet es 2005 auch für den österreichischen Skiläufer Thomas Graggaber sein Laufbahnende. Diese vier Athleten sind jedoch nur Beispiele einer langen Verletzungshistorie. Einen tödlichen Skiunfall gab es im Rahmen des Rennens auf dieser Strecke, im Vergleich zu anderen Skirennen, glücklicherweise noch nicht.

    Andreas Sander hatte bereits in beiden Knien einen Kreuzbandriss und weiß, dass „die Gehälter nach Leistung gehen und es eine deutliche Reduzierung der Verträge gibt, wenn man länger verletzt ist, dieses Risiko ist natürlich da.“ Längere Verletzungspausen möchte man als Skiprofi unbedingt vermeiden. Falls es einen doch erwischt, müsse man in der Zeit seinen Partnern und Sponsoren mehr anbieten. Meistens würde man aber nicht im Stich gelassen werden. Das deutsche Skitalent ist zudem, wie viele in seinem Metier, Sportsoldat. „Das Monatseinkommen von der Bundeswehr bringt Sicherheit und hilft uns Sportlern extrem“, erklärt der 30-Jährige.

    Josef Wurzenrainer war bis vor drei Jahren Sicherheitschef beim Hahnenkammrennen. Der Kitzbüheler betreibt einen Bauernhof und ist im Sommer mit seinen Kühen auf den Wiesen des Berges Hahnenkamm unterwegs. „Gereizt hat mich sicherlich die Verantwortung und das Ganze drumherum“, erzählt Wurzenrainer über seine 15 Jahre als Sicherheitschef. Drei bis vier Wochen vor dem Rennen begann er mit anderen Helfern ehrenamtlich mit dem Aufbau der sogenannten „Roten Linie“. Das sind Fangzaunreihen, die die Zuschauer von der Piste trennen, die Athleten im Falle eines Sturzes abbremsen und verhindern, dass diese in die Menschenmenge rasen oder mit Sonstigem kollidieren. Weitere Sicherheitsmaßnahmen werden dann einer Liste folgend abgearbeitet: „So wie das im Sicherheitsprotokoll vom Sommer ausgearbeitet wird, bauen wir die ganze Sicherheit auf, arbeiten das ab. Dann wird das kontrolliert und dann passt das.“ Kontrolliert wird die Sicherheitsarbeit von Markus Waldner, dem Renndirektor alpin des internationalen Skiverbandes (FIS), dem internationalen Dachverband des Skisports. „Die sind schon eine Woche vor dem Rennen da und kontrollieren die Strecke, die Piste, genauso wie die Sicherheit und wenn das aus ihrer Sicht o.k. ist, dann übernehmen sie die Verantwortung beim Rennen.“ Die „Streif“ selbst hinunterzurasen, ist für den in sich ruhenden Österreicher aber keine Option: „Bei diesen Verhältnissen, was die Piste aufweist – das ist ja blankes Eis! Wenn du da drin bist in dieser Bahn, dann kannst du nicht mehr stehen bleiben, dann fährst du.“

    Stattdessen war Josef Wurzenrainer lange Zeit Teil eines Jahresprojekts. Bei solch einer Outdoorarena kommen viele Faktoren und Herausforderungen zusammen: Wetter, Schnee(mangel), die Entschärfung von Bodenwellen – das kann man nicht alles wie bei einem Fußballspiel eine Woche vorher angehen. „Risiko hat man schon. Man macht das Ganze aber natürlich nach bestem Wissen und Gewissen“, so der ehemalige Mann für Sicherheit.

    Seit dem ersten Skirennen am Hahnenkamm im Jahr 1931 hat sich bezüglich des Verletzungsrisikos für die Athleten einiges verändert. Äußerst gefährliche Passagen wurden entschärft und Sicherheitsmaßnahmen erweitert. So ist es heute nur schwierig vorstellbar, dass zu Beginn Strohballen anstelle von mehrreihigen Fangzäunen als Crashpads gedient haben. Diese sind steinhart, wenn sie bei kalten Temperaturen gefrieren und nicht selten konnten diese eine Kollision von Abfahrern mit den Zuschauern, die damals fast auf der Strecke standen, nicht vermeiden. Der Mythos Kitzbühel, der über Jahrzehnte ein steigendes Publikum für ein Wochenende in die 8.200-Einwohner-Stadtgemeinde zieht, hat aber durch die Risikoreduktion nichts von seiner Anziehungskraft verloren.

    Nach knapp zwei Minuten ist die 3312 Meter lange Fahrt von Andreas Sander am 25. Januar dieses Jahres vorbei. Er kommt als Elfter ins Ziel. Dort, auf 805 Meter über Null, feiern 50.000 Leute jeden Läufer euphorisch. „Wenn die Anspannung im Ziel abfällt, ist es so, dass man eigentlich nochmal fahren möchte“, sagt er entschlossen.

     

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