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    Foto: © AdobeStock – Victor Moussa

    „Eine Saison ohne Schmerzmittel würde ich nicht schaffen”

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    By Johann Binder on 6. Mai 2022 American Football, Gesundheit

    American Football ist eine der brutalsten Ballsportarten. Verletzungen und der Griff zu Schmerzmitteln gehören dabei zum Alltag eines Profispielers. Im Interview mit Jannik Stark (21) *, einem Defensiv-Spieler in der höchsten europäischen American-Football-Liga, spricht SportSirene-Redakteur Johann Binder über gebrochene Daumen, 800er Ibuprofen und das Verletzungs-Dilemma von Profisportlern.

    Herr Stark, die Profikarriere eines Footballers dauert im Schnitt nur zweieinhalb Jahre. Was tut diese Sportart Ihrem Körper an?

    American Football ist eine Kollisionssportart mit Vollkontakt. In jedem Spiel rennt man mit voller Wucht in andere rein. Auch im Training geht es voll zur Sache. Da ist das Risiko sich zu verletzen riesig. Ich spiele seit zwei Jahren auf Profiniveau und hatte bis jetzt das Glück keine größeren Verletzungen zu haben. Aber man hat beim Football immer Verletzungen. Wenn du aber verletzt bist und nicht spielen kannst, wirst du ersetzt. Dann greifen die meisten lieber zu Schmerzmitteln, um ihren Platz im Team zu behalten.

    Das bedeutet, Sie nehmen auch regelmäßig Schmerzmittel?

    Regelmäßig ist ein schwieriges Wort. Ich versuche es weitestgehend ohne Medikamente. Aber ab und zu sind die Schmerzen nach einem harten Spiel oder Training zu groß. Die Kopfschmerzen nach Zusammenstößen sind das Schlimmste. Dann braucht es einfach eine Tablette. Das passiert aber nur selten. Am Ende der vergangenen Saison gab es eine Ausnahme. Da hatte ich eine Muskelverletzung in beiden Oberschenkeln. Da habe ich das erste Mal ein, zwei, manchmal auch drei Schmerztabletten genommen. Es waren die vier letzten Spiele der Saison. Da wollte ich unbedingt durchziehen und bis zum Ende dabei sein. Außerdem hatte ich Druck durch die Konkurrenz. Im Nachhinein habe ich allerdings gemerkt, dass sich die Verletzung nur verschlimmert hat. Das hat mich dann wieder davon abgebracht. Im Alltag nehme ich überhaupt keine Schmerzmittel. Ich kenne die Folgen und habe auch großen Respekt davor abhängig zu werden. Es geht ganz schnell, dass die Einstiegsdosis nicht mehr ausreicht. Die Toleranz für Schmerzmittel im Körper sinkt schnell. Dann wird man lockerer im Umgang damit.

    Welche Schmerzmittel nehmen Sie ein?

    Ich habe noch nie etwas anderes als Ibuprofen genommen. Meistens 600er oder 800er.

    Blieb es dann bei einer Tablette?

    Das wird schnell mehr. In meinen Höchstphasen habe ich auch mal zwei 800er auf einmal genommen. Da habe ich aber schnell gemerkt, dass es meinem Magen schadet. Das war in der Woche vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison, da war mir fast dauerhaft schlecht.

    Wie handhaben Ihre Teamkollegen die Einnahme von Schmerzmitteln?

    Ich würde sagen, mittlerweile nehmen über 75 Prozent der Spieler unserer Mannschaft Tabletten. Manche vor und nach jedem Training oder Spiel, meistens als Präventionsmaßnahme. Andere nur bei akuten Problemen. Zu uns kommen auch immer wieder starke Spieler aus dem Ausland, viele aus den starken College-Ligen in den USA. Das sind dann oft Leistungsträger, die dürfen einfach nicht ausfallen. Da kommt es dann auch mal vor, dass jemand an der Seitenlinie eine Infusion gelegt bekommt. Ich habe keine Ahnung, was da reingepumpt wird. Im College wird den Spielern aber sowieso alles Mögliche in die Hand gedrückt.

    Das bedeutet, dass man als Football-Spieler schon früh mit Medikamenten in Kontakt kommt?

    Die Schmerzmittel kamen erst später. Im Jugendbereich war das noch kein Thema. Ab der U-19-Bundesliga wurde es brutaler, aggressiver und die Konkurrenz größer. Da haben die ersten angefangen sich Tabletten einzuwerfen.

    Sollten Medikamente nicht ausschließlich von den Team-Ärzten verteilt werden?

    Nein, das gibt es bei uns nicht. Das macht jeder ein bisschen unter der Hand für sich. Aber es ist ganz klar, dass es von den Ärzten oder Physiotherapeuten nur bei dringender Notwendigkeit etwas gibt. Im Team geht keiner zum Trainer und sagt: „Hey Coach, ich brauche mal zwei Ibus.” Der will davon nichts wissen und hält sich eher raus.

    Ist es nicht die Aufgabe eines Trainers, nach seinen Spielern zu schauen?

    Ich fände es schon gut, wenn der Trainer sieht, dass man jedes Mal, bevor man auf den Platz geht und etwas nimmt auch von ihm darauf angesprochen wird. Aber leider passiert das nicht.

    Wird bei Ihnen im Verein überhaupt über die Einnahme von Schmerzmitteln gesprochen, zum Beispiel in Form von Aufklärung durch medizinische Experten?

    Leider nein. Mir wurde noch nie etwas über Schmerzmittel gesagt. Es wird eigentlich überhaupt nicht darüber geredet. Ich finde das sehr schade. Wenn das ganze Team einmal etwas über den Umgang mit Schmerzmitteln hören würde, wäre das in meinen Augen sehr hilfreich. Gerade wenn die jungen Spieler aus den Jugend-Mannschaften zu uns hochkommen und sehen, wie alle irgendetwas nehmen, wirkt es so, als ob sie es auch bräuchten. Information könnte da einige vor falschen Entscheidungen bewahren.

    Kann es American Football ohne Schmerzmittel geben?

    Ich glaube ein Verbot von handelsüblichen Schmerzmitteln wäre nicht sinnvoll. In manchen Situationen geht es nicht ohne, das ist in vielen Sportarten nicht anders. Eine Kontrolle und Informationen würden aber meiner Meinung nach einigem vorbeugen. Ich glaube, eine ganze Saison ohne Schmerzmittel würde ich selbst nicht schaffen. Dafür ist die Saison einfach zu hart. Nach dem vierten oder fünften Spiel würde ich sagen: „Jetzt brauche ich eine Ibu”.

    Wie realistisch ist ein Leben ohne Spätfolgen nach der Karriere?

    Beim Football ist es schon hart. Mein Vater sagt mir jede Woche, dass ich das Footballspielen sein lassen soll. Ich argumentiere immer dagegen, dass auch die Regeln vorbeugend angepasst werden. So wird beispielsweise Kopf gegen Kopf mittlerweile als Foul bestraft und kommt dadurch seltener vor als früher. Außerdem ist Football in Europa nicht so hart wie in der US-Profi-Liga NFL. Dort ist das Risiko deutlich höher mit mentalen Problemen oder Gehirnschäden rauszugehen.

    Inwiefern?

    Ich wiege keine 120 Kilo und renne nicht in jemanden rein, der 120 Kilo wiegt, das ist ein anderes Niveau. Zudem will ich nicht spielen, bis ich 40 bin. Deshalb schätze ich meine Chancen nach der Karriere gesund zu bleiben als realistisch ein. Nur mein Daumen wächst nach dem fünften Bruch nicht mehr gerade zusammen. Aber noch bin ich zu verrückt nach dem Sport, um über ein Ende nachzudenken.

     

    *Namen durch die Reaktion geändert

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