Im Basketball geht es oftmals um Bruchteile von Sekunden, um das Spiel für sich zu entscheiden. Doch nicht nur auf dem Platz, sondern auch hinter den Kulissen zählt jede Sekunde. Björn-Lars Blank war bei der BG Göttingen von 2008 bis 2012 PR-Manager, bevor der 35-jährige Sport- und Politikwissenschaftler die gleiche Stelle beim Ligakonkurrenten MHP RIESEN Ludwigsburg antrat. Im Interview mit der SportSirene gibt er Einblicke in seinen schnelllebigen Beruf und wie die Strippen neben dem Spielfeld gezogen werden.
Herr Blank, Sie sind seit fünf Jahren PR-Manager bei den MHP RIESEN Ludwigsburg. Welche Aufgaben fallen bei einem Basketball-Bundesligisten darunter?
Da ist zunächst die klassische Medienarbeit: Mit Journalisten sprechen, Interview-Anfragen bearbeiten, Pressemitteilungen verfassen und das Anfertigen von Texten für unser Hallen-Magazin. Zudem kümmere ich mich um unsere Webseite und den Social-Media-Bereich. Es ist ein sehr vielseitiges Tätigkeitsfeld: Die Kooperation mit Medienpartnern wie Fernsehsendern, Radiostationen und Print und natürlich die eigenen Texte, die man verfasst, schreibt und konzipiert, bilden jedoch den Großteil meiner Aufgaben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Den typischen Arbeitstag gibt es im Prinzip nicht. Es gibt wiederkehrende Prozesse, aber wie diese sich an einem Tag zusammenfügen, ist sehr unterschiedlich. Es richtet sich vieles am Spielplan aus, denn die relevantesten News, die es gibt, sind die Spiele. Daran orientieren sich letztlich auch viele unserer Kommunikationsziele. Deshalb variieren die Aufgaben zum Beispiel im April, in der heißen Saisonphase, im Gegensatz zum Juni, wenn der Spielbetrieb ruht, sehr.
Gibt es an Heimspieltagen zumindest einen vorhersehbaren Arbeitsablauf?
Die Spiele werden von mir selbstverständlich immer direkt begleitet, da sie das wichtigste Ereignis sind. Der Tag beginnt mit einigen Aufbauarbeiten in der Arena, die überprüft werden müssen. Außerdem muss ich schauen, dass für die Presse vor Ort alles bereitsteht. Dann werden die Fans mit Social-Media-Posts angeheizt und während des Spiels via dieser Plattform über den Spielverlauf informiert. Nach dem Spiel folgt direkt die Pressekonferenz, die ich leite und gleich danach geht es mit der Pressemitteilung, dem Spielbericht und den Verlinkungen der Videohighlights weiter. Mein Arbeitstag endet in der Regel dann erst spät in der Nacht.
In den meisten Berufen ist ein gutes Zeitmanagement wichtig, um erfolgreich zu sein. Welche Rolle spielt dieser Aspekt bei der Bewältigung Ihrer Aufgaben?
Das spielt natürlich eine sehr wichtige Rolle. Im Print gibt es beispielsweise Redaktionsschlüsse, die ich einzuhalten habe. Daher sollten Vorberichte und Ähnliches pünktlich rausgehen, damit der Journalist auch noch die Chance hat, darauf einzugehen und etwas Eigenes daraus zu machen. Außerdem muss ich wissen, wann ich Content streuen sollte, damit die Wahrnehmung optimal ist. Da gerate ich manchmal unter Druck, so dass ich Gas geben muss. Gerade auch, wenn etwas Aktuelles passiert und ich das schnell bearbeiten muss. Daher sind in dieser Branche die Arbeitszeiten nur schwer zu definieren.
Sport ist kurzlebig und spontan. Man weiß kaum, was als nächstes geschieht. Inwieweit hat dies Einfluss auf Ihre Öffentlichkeitsarbeit und wie langfristig kann in Ihrem Beruf überhaupt geplant werden?
Es kann immer was passieren, sei es im schlimmsten Fall eine Verletzung oder im Optimalfall eine Neuverpflichtung. Da muss ich bereit sein. Längerfristig kann ich mir trotzdem einige Konzepte zurechtlegen. Zum Beispiel, wie meine Kommunikation bei einem Heimspiel aussieht oder mit welchen Mitteln ich versuche möglichst viele Ticketkäufe zu generieren. Die sportliche Berichterstattung ist und bleibt jedoch sehr kurzfristig. Aber genau das ist das Spannende an diesem Job, denn es kann in kurzer Zeit viel passieren: Man kann große Siege feiern, man kann unglückliche Niederlagen kassieren. Da hat man selbst keinen Einfluss darauf und das ist die Besonderheit.
Wie haben Sie gelernt mit dem Zeitdruck umzugehen?
Am Anfang muss man sich etwas freischwimmen. Aber man legt sich relativ schnell ein Konzept zurecht. Von daher kann ich inzwischen gut damit umgehen, da ich auch bereits seit fast zehn Jahren in diesem Beruf aktiv bin. Selbstorganisation ist daher besonders wichtig. Das ist auch eines der Softskills, das mir das Magisterstudium vermittelt hat, da ich hier bereits größtenteils auf mich selbst gestellt war.
Inwiefern beeinflusst der Zeitdruck auch Ihr privates Leben?
Das ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall hat es einen großen Einfluss auf das Privatleben, da man am Wochenende arbeitet. Das heißt, man ist notgedrungen ein flexibler Mensch, folglich auch privat.
Fehler können gravierende Auswirkungen auf den Verein haben. Hat bei Ihnen auch schon einmal etwas nicht so geklappt, wie Sie es sich vorgestellt haben, und wenn ja, wie haben Sie darauf reagiert?
Ich klopfe mal auf Holz: Eine größere Panne gab es noch nicht. Ab und zu gibt es unglückliche Ausdrucksweisen, so dass jemand etwas anders verstanden hat. Gerade bei Social-Media-Posts passiert das schnell. Das kann mal vorkommen, aber das Wichtige ist, dass ich dann zur Stelle bin und das Ganze aufräume. Normal geht bei der Arbeit Güte vor Eile, aber manchmal entscheidet in der Kommunikation auch die Geschwindigkeit. Dabei ist es vor allem wichtig, dass man authentisch bleibt und sorgfältig recherchiert und es handwerklich richtig macht. Wenn ich so arbeite, kann ich mir selbst keinen Vorwurf machen.
Für Ihren Club ist es in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen, die MHP RIESEN sind stets ein Playoff-Kandidat und auch die Halle ist bei den meisten Spielen gut gefüllt. Inwieweit schreiben Sie das gesteigerte Basketballinteresse in Ludwigsburg und Umgebung Ihrer Arbeit zu?
Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Der größte Treiber ist aber immer der sportliche Erfolg. Denn wenn man im sportlichen Niemandsland ist, kann man sich noch so schöne Sachen ausdenken und es hat keine Relevanz. Und so merken wir, allein durch die zusätzlichen Spiele im Europapokal, dass man eine andere Relevanz und somit eine viel höhere Durchdringung in den Medien hat. Das gibt mir ein schönes Gerüst an die Hand, um kommunikativ tätig zu werden und das Interesse zu steigern. Eine gute Zusammenarbeit, vor allem mit dem Marketingbereich, ist notwendig und von Vorteil, um erfolgreich zu sein. Es ist also selbstverständlich nicht nur mein Verdienst.
Würden Sie sich manchmal einen anderen Beruf wünschen?
Das Gute ist, dass Basketball meine große Leidenschaft ist und ich nicht satt davon werde. Ich denke auch, dass ich immer im Medienbereich arbeiten werde. Von daher ist das schon eine gute Voraussetzung dafür, dass man länger dabeibleibt. Ob ich dann letztlich in einem anderen Bereich, wie in der Wirtschaft, Kommunikation betreibe, kann ich mir auch durchaus vorstellen. Aber für die nähere Zukunft ist das nicht der Plan und ich denke, ich werde noch ein bisschen in Ludwigsburg bleiben.
Tassilo Hackert
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